Der Herr spielte

Gitarre und war ganz verliebt in die Töne, in die Zwei- und Dreiklänge, in die vollen Akkorde, Arpeggio und Dur/Moll Varianten. Er erzeugte immer mehr Chromatik und brachte sich mit seinen Fingern auf andere Gedanken. In seinem Kopf spielte er mit einer Band. Ein ganz anderes Erlebnis zwar, als ein reales Zusammenspiel und doch faszinierend. Oft hörte er auch nur auf Einzeltöne. Diese hatten ihm früher nie genügt, sollten mit anderen Tönen begleitet werden, Einzeltöne hatten nie die Chance gehabt, zu zeigen, dass sie nicht alleine waren, sondern immer begleitet von vielen anderen Schwingungen, von den Tönen, die davor klangen und danach vielleicht erklingen würden. So spiele sich der Herr, Vergangenes würdigend, in seine Zukunft.

Homo Ludens, der spielende Mensch. Im Zitat Friedrich Schillers: „der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ so steht es in den Schriften „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“. Liest nur heute niemand mehr, verwirrt vielleicht zu sehr, bringt vom wichtigen Tagesfokus ab. Die beiden anderen Herren, Homo Faber und Homo Öconomicus achten schon sehr darauf, dass die Spielerei nicht so sehr überhand nimmt. Wozu sollte sie auch gut sein, diese Spielerei? Ein richtig programmiertes Keyboard spielt doch schönere Melodien und das ganz korrekt. Überhaupt etwas eigenartig, wenn ältere Herren noch Gitarre spielen. Das ist ja so Lagerfeuer und Pfadfinder. Da klingt doch jeder fette Klingelton im Handy besser und dort gibt’s auch noch Bilder dazu.

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