Der Herr schreibt

Der Herr hatte für sich das Schreiben entdeckt. Er hatte sich ein chinesisches Buch gekauft und schrieb nun Seite für Seite. Hatte Freude am Wortstellen, am Wortverdrehen und daran, Worten einfach Weg zu lassen. Doch was das Schreiben sollte, wusste er nicht. Mal schrieb er mit Tinte, mal mit Blei, mal verbrachte er Zeiten vor dem Papier damit, eine eingetrocknete Feder wieder zum Schreiben zu bringen. Manchmal malte er unvermittelt in das chinesische Buch und kolorierte dann mit Wasserfarben. Meist aber schrieb er einfach Sätze. Der Herr war, je mehr er schrieb, desto mehr mit sich selbst beschäftigt. Nach einiger Zeit brauchte er nur noch Selbstgeschriebenes lesen und schon kamen neue Sätze und wollten schnell aufs Papier. Der Herr schrieb sie hin. So ergab Schreiben schreiben und er schrieb immer mehr, stundenlang, verkürzte seine Nächte um all die Sätze, die plötzlich da waren, aufzuschreiben. So tötete der Herr sich selbst und nahm sich Stunden seines Lebens um zu schreiben. Wenn man ihn fragte, weshalb er die Stunden nicht zum Leben nehme, wusste er nicht zu antworten und wusste auch nicht, was dieses „leben“ sei. außer Schreiben fand der eigentlich alles andere fade und abgeschmackt. Indem er seine eigenen Spuren auf das chinesische Papier legte, war es als wickle er sich selbst ab. Als rolle er die Spule seines Lebensfadens in krausen Linien auf die weißen Seiten und nachdem er damit fertig wäre würde er tot sein.

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