An der Abdankungsfeier auf der Beerdigung seines Freundes K will der Herr nicht teilnehmen. Deshalb findet er sich 90 Minuten nach Beginn der Zeremonie auf dem Friedhof ein. Das verbleibende Stündchen Wartezeit überbrückt er an diesem herrlich warmen Spätsommertag leicht mit einer kleinen Gräberschau (bei der er bemerkt, wie selten er auf Friedhöfe geht) und etwas Atemgymnastik um die Grappareste des Vorabends loszuwerden. Auf einer Bank, direkt vor der Friedhofsmauer sitzt er bequem. Vor ihm das Doppelgrab des Ehepaares Scholz, vielleicht nicht die Eltern von Bubi, es hätte aber doch sein können. Er denkt, die hatten sich gern, die zwei und jetzt liegen sie zusammen hier an der Mauer, so schlimm ist das doch nicht.
So atmend sitzend beobachtet er die Balkonfenster des gegenüberliegenden Hochhauses und bemerkt, dass dort Leben herrscht, verstecktes zwar, aber doch Leben. Jetzt erwartet er einen Gegensatz zum Friedhof hier, wenn er sich umsieht, den Blick von der Mauer in das Innere der Friedhofes lenkt, dann nimmt er statt eines Gegensatzes Geschäftigkeit wahr, Gräberpflege, Spaziergänger und Spaziergängerinnen, eine Dame im 68er Kleid und weißem langen Haar mit eine Rose in der Hand, etwas selbstverliebt nach dem Motto: „seht, ich traure wirklich, aber auf meine Art und sehe ich nicht gut aus und ich habe auch mein Geheimnis, das nicht jeder zu wissen braucht, sprecht mich nicht darauf an, sprecht mich doch darauf an, dann sage ich, ich möchte nicht darüber sprechen, vielleicht mal später, später werde ich darüber sprechen, oder nie, es ist nicht, dass mich das umbringt, aber es ist ein weiterer Meilenstein des Schmerzes.“